Aussterbe Risiko für Wildbienen in Europa verdoppelt sich, da nun 172 Arten bedroht sind
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Fast 100 weitere Wildbienenarten in Europa sind nun vom Aussterben bedroht, so neue Bewertungen, die am 9. Oktober 2025 auf dem IUCN-Weltnaturschutzkongress in Abu Dhabi veröffentlicht wurden.
Die dramatische Eskalation des Bestäuberrückgangs hat dringende Handlungsaufrufe von Naturschutzwissenschaftlern und europäischen Politikern ausgelöst, die warnen, dass die Ernährungssicherheit und Ökosystemstabilität des Kontinents auf dem Spiel stehen.
Die aktualisierte Rote Liste der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur zeigt, dass 172 von 1.928 bewerteten Wildbienenarten in Europa jetzt vom Aussterben bedroht sind – mehr als doppelt so viele wie die 77 bedrohten Arten im Jahr 2014. Dies entspricht etwa 10 Prozent aller europäischen Wildbienenarten, wobei mehr als 20 Prozent der Hummel- und Seidenbienen-Arten bedroht sind.
Schmetterlingspopulationen stehen vor stärkerem Rückgang
Die Situation erweist sich für Europas Schmetterlinge als ebenso alarmierend: 65 von 442 bewerteten Arten – etwa 15 Prozent – sind inzwischen vom Aussterben bedroht, was einen Anstieg von 76 Prozent gegenüber dem letzten Jahrzehnt bedeutet.
Der Tribut hat bereits eine Art vollständig ausgelöscht: Der Madeira-Kohlweißling, der nur auf der portugiesischen Insel Madeira vorkam, wurde offiziell für ausgestorben erklärt. Zu den am stärksten gefährdeten gehören endemische europäische Schmetterlinge, wobei über 40 Prozent der Arten, die nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen, nun bedroht sind oder kurz davor stehen.
Der Klimawandel hat sich als besonders verheerender Faktor erwiesen und betrifft 52 Prozent der bedrohten Schmetterlingsarten – fast doppelt so viele wie in früheren Bewertungen.

Landwirtschaftliche Intensivierung und Klimakrise treiben den Kollaps voran
Der Haupttreiber des Bestäuberrückgangs bleibt die Lebensraumzerstörung, da landwirtschaftliche Intensivierung und Landaufgabe die blütenreichen Wiesen eliminieren, die für das Überleben der Bestäuber essenziell sind. Stickstoffdünger und weit verbreiteter Pestizideinsatz, einschließlich Herbizide, die die Vielfalt blühender Pflanzen reduzieren, verschärfen die Krise.
„Bis zu 90 Prozent der blühenden Pflanzen in Europa sind auf tierische Bestäubung angewiesen, insbesondere auf Bienen“, sagte Denis Michez, Professor an der Universität Mons und Hauptkoordinator der europäischen Wildbienen-Bewertung. „Leider gehen die Wildbienenbestände drastisch zurück und können nicht einfach durch bewirtschaftete Kolonien ersetzt werden.“
Der Klimawandel verstärkt diese Belastungen durch anhaltende Hitzewellen, Dürren und Waldbrände, die Schmetterlingshabitate in Südeuropa verwüsten, während sie in empfindliche Moor- und Tundra-Ökosysteme in alpinen und nördlichen Regionen eindringen. Arten wie der vom Aussterben bedrohte Nevada-Grayling, der auf Gebirgsketten im Südosten Spaniens beschränkt ist, leiden sowohl unter Lebensraumverlust als auch unter steigenden Temperaturen.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind erschütternd, wobei die Insektenbestäubung in Europa auf einen Wert zwischen 5 und 15 Milliarden Euro jährlich geschätzt wird. Vier von fünf Nutzpflanzen- und Wildblumenarten in der EU sind auf Insektenbestäubung angewiesen, was den Rückgang zu einer direkten Bedrohung für die Ernährungssicherheit macht.
EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall charakterisierte den Erhaltungszustand wilder Bestäuber als „katastrophal“ und betonte, dass „dringendes und gemeinsames Handeln erforderlich ist, um diese Bedrohung anzugehen“. Die Europäische Union hat im Rahmen der Naturwiederherstellungsverordnung verbindliche Ziele festgelegt, um den Bestäuberrückgang bis 2030 umzukehren, obwohl jüngste Studien darauf hindeuten, dass die derzeitigen Maßnahmen möglicherweise nicht ausreichen, um die Krise aufzuhalten.
