Dubiose Quellen und Täter-Opfer-Umkehr: wie Israel zum Opfer unfairer Berichterstattung wird

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Dubiose Quellen und Täter-Opfer-Umkehr: wie Israel zum Opfer unfairer Berichterstattung wird

Das kleine Land muss sich nicht nur gegen zahlreiche Feinde wehren, sondern auch gegen verzerrte Berichte. Das Problem sitzt besonders in Deutschland tief.

Israel kämpft seit dem verheerenden Terrorangriff am 7. Oktober 2023 nicht nur gegen die Hamas, den Hisbollah und gelegentlich gegen iranische Hilfstruppen in Syrien. Israel kämpft auch gegen unzutreffende und verzerrte Medienberichterstattung auf der ganzen Welt. Eine besondere Rolle nimmt dabei Deutschland ein.

Die Verstöße gegen die journalistische Sorgfaltspflicht und Ansprüche an Neutralität und Faktentreue sind bestens belegt, seit dem 7. Oktober ohnehin, aber auch schon in den Jahren davor. Man kann sie insbesondere in diesen Tagen, da Terroristen nach Gaza und entführte Kinder nach Israel zurückkehren, wieder beobachten. Man kann sie grob in Kategorien unterteilen:

Da ist zum einen die Auslassung von Fakten und Neuigkeiten, wenn sie den Gegnern Israels schaden und dem Land helfen. Gerade in den vergangenen Tagen hat sich außerordentlich wenig die Nachricht verbreitet, dass drei aus der Gewalt der Hamas freigelassene Geiseln in Einrichtungen des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNRWA gefangen gehalten wurden. Eine Nachricht, die – abermals – die umstrittene und von Deutschland finanzierte Institution infrage stellen müsste. Aber es lassen sich dazu kaum Leitartikel und Berichte finden.

Und trotz der klaren Lage bei der Verhandlung zwischen der Terrororganisation Hamas und dem Staat Israel ist in deutschen Medien nun regelmäßig von einem «Geiselaustausch» die Rede – als hielte Israel nicht Terroristen in Haft, sondern Zivilisten als Pfand; der Begriff «Geiselaustausch» setzt entführte Kleinkinder, gefolterte Erwachsene, vergewaltigte Frauen auf der einen mit Terroristen auf der anderen Seite gleich.

Opfer-Täter-Umkehr zu jedem Zeitpunkt

Verfälschende Wortwahl ist seit Jahrzehnten in der Berichterstattung über den Nahostkonflikt ein Problem. In aller Regel hat Israel den Schaden. Oft scheint es sich um eine Nachlässigkeit von Nachrichtenredaktionen zu handeln, aber auch bewusste Manipulation kommt vor. Das Phänomen reicht von einer Verdrehung der Tatsachen wie in den regelmäßig wiederkehrenden Überschriften, nach denen «Israel angreift» – wenn sich das Land nachgewiesenermaßen gegen Beschuss wehrt und zum Beispiel Raketenabschussrampen ins Visier nimmt.

Derlei Irreführung und Opfer-Täter-Umkehr ist nahezu Alltag, Beispiele lassen sich zu fast jedem beliebigen Zeitpunkt finden. Im Herbst 2021 erschien zum Beispiel in der «Rheinischen Post» die Zeile: «Israelische Polizisten erschießen Palästinenser am Tempelberg.» Ähnlich erschien sie auch in mehreren anderen deutschen Medien.

Tatsächlich hatten israelische Sicherheitskräfte einen mehrfach bewaffneten Hamas-Terroristen, der einen Zivilisten erstochen und weitere schwer verletzt hatte, erschossen. Bis heute online auffindbar ist auch ein mittlerweile zehn Jahre alter Artikel des «Spiegels» mit der irreführenden Überschrift: «Palästinenser sterben bei Messerattacken auf Israeli»; ganz so, als wäre der Tod der Attentäter das Bemerkenswerte – und nicht die Attentate auf Zivilisten.

Zuverlässig ist die Berichterstattung von kaum ernstzunehmenden Quellen beeinflusst oder beruht auf ihnen. «Nach Angaben der Hamas» war in den vergangenen zwei Jahren in vielen deutschen Medien ohne Einschränkung zu lesen, als handle es sich um das Statistische Bundesamt. Nur nach und nach setzte sich der Hinweis, dass es sich um eine Terrorgruppe handle, deren Angaben nicht ohne weiteres zu überprüfen seien, in einem Teil der Texte durch.

Zweifelhafte Personalauswahl in deutschen Medien

Obendrein ist der Nahostkonflikt komplex. Die vertrackte und oft schwer zu durchschauende Lage wird von Terroristen gezielt herbeigeführt, zum Beispiel, indem Kombattanten keine Uniformen tragen und ihre Anschläge und Angriffe auf zivile Infrastruktur – Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten – ausführen. Schlägt Israel zurück, berichten deutsche Medien regelmäßig von toten Zivilisten in Schulen. Korrekt wäre, je nach Lage, von Terroristen zu schreiben, die sich einer Schule bemächtigt haben.

Komplettiert wird das antiisraelische Medienkarussell mit einer zweifelhaften Personalauswahl in vielen deutschen Medien. Unvergessen ist zum Beispiel der Versuch der Öffentlich Rechtlichen, mit der Moderatorin Nemi El-Hassan eine bekannte Israel-Hasserin mit einschlägiger Vergangenheit zu einem ihrer bekanntesten Gesichter zu machen.

Wie kommt es, dass die Pro-Terror-Propaganda in Deutschland so gut, die sachlichen Argumente für Israel verhältnismäßig wenig in vielen großen Medien verfangen?

Ein klar erkennbarer Grund ist die politische Färbung der deutschen Medienszene. Ein Großteil der Journalisten fühlt sich der politischen Linken zugehörig. Und die steht Israel nicht durchgehend, aber in weiten Teilen ablehnend gegenüber, weit jenseits normaler und wünschenswerter journalistischer Kritik. Gleichzeitig pflegt sie das Narrativ von den Palästinensern als ausschließlichen Opfern, die unbedingte Solidarität verdienen. Häufig schwingt eine romantische – und nicht selten rassistisch konnotierte – Vorstellung vom edlen Widerstandskämpfer mit, der sich gegen eine westlich geprägte Besatzungsmacht erhebt.

Der Linksradikalismus ist antisemitisch

Folgt man der linken Historie in Deutschland weiter, entdeckt man sogar Verbindungen zwischen Journalismus und Terrorismus im eigenen Land. Keine Person verkörpert das so eindrücklich wie Ulrike Meinhof, die linke Journalistin, die zu einer Anführerin in der Terrorgruppe Rote-Armee-Fraktion wurde.

Sie wollte ihre Kinder in ein Terror-Camp nach Jordanien entführen lassen; sie hielt sich bereits im Nahen Osten auf. (Auf halbem Weg wurden die Kinder vom 24-jährigen Stefan Aust, dem späteren Chefredaktor des «Spiegels», in Sizilien gerettet und zurück nach Deutschland geholt.) Das Ziel im Nahen Osten war kein Zufall – der Linksradikalismus in Deutschland war und ist – von klitzekleinen Ausnahmen abgesehen – durchgehend streng antisemitisch.

Meinhof ist ein spezieller und seltener Fall, der aber weniger abseitig bei der Beurteilung der aktuellen Lage erscheint, als man beim ersten Nachdenken meinen kann. Dieser Teil der bundesrepublikanischen Historie zeigt, in welchen Milieus sich Journalismus und Israel-Hass in den vergangenen Jahrzehnten ausgeprägt und gegenseitig beeinflusst haben.

Natürlich war die Rote-Armee-Fraktion eine extremistische Terrorgruppe mit begrenzter Mitgliederzahl, in der es nur begrenzt Überschneidungen zum klassischen Journalismus gab. Allerdings wurde sie vor allem in frühen Jahren von einer breiten Sympathiewelle in linken, nicht extremistischen Teilen der Bevölkerung getragen. Und aus exakt diesen Kreisen begann der Marsch der Linken durch viele bundesrepublikanische Institutionen.

Antisemitismus stärker denn je

Wer sich heute fragt, warum von der Documenta bis in manche öffentlich-rechtliche Redaktionen, von großen Zeitungen bis in die Parteispitzen der Grünen und Linken israelfeindliche und teilweise antisemitische Haltungen vertreten werden, der kommt nicht umhin, auch diesen historischen Teil der Geschichte in seine Überlegungen mit einzubeziehen.

Das Ergebnis ist, dass ausgerechnet in Deutschland Israel häufig unfair in den Medien behandelt wird. Und natürlich hat die ständige verzerrte Darstellung von Israel, dem Land, in dem Juden während und nach dem Holocaust eine sichere Heimat gefunden haben, Auswirkungen auf das politische Handeln und auf die gesellschaftlichen Diskurse in Deutschland. Antisemitismus wächst in diesen Tagen stärker denn je seit 1945.

Quelle: NZZ

Redaktion

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