“Haben wir recht, sprechen wir über das Ende des Lebens auf der Erde”

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“Haben wir recht, sprechen wir über das Ende des Lebens auf der Erde”

Im Labor Leben erschaffen, spiegelverkehrt zum irdischen? Gute Idee, dachten führende Forscher. Dann erkennen sie: Wir arbeiten hier vielleicht gerade an der Apokalypse.

Was bedeutet „spiegelverkehrtes Leben“?

Spiegelverkehrtes Leben bezieht sich auf Organismen, deren grundlegende Bausteine – insbesondere Aminosäuren und Zucker – die entgegengesetzte Chiralität (Händigkeit) zu denen allen bekannten irdischen Lebens aufweisen. Während auf der Erde fast ausschließlich L-Aminosäuren und D-Zucker verwendet werden, würde spiegelverkehrtes Leben D-Aminosäuren und L-Zucker nutzen. Diese Form von Leben existiert in der Natur bislang nicht, ist aber theoretisch im Labor erschaffbar17.

Forschung und Motivation

Führende Forscher, etwa in den USA, haben vorgeschlagen, solche „Spiegelzellen“ im Labor zu erschaffen. Die National Science Foundation förderte entsprechende Projekte mit Millionenbeträgen. Ziel war es, ein vollständiges, lebensfähiges System zu bauen, das das Spiegelbild irdischer Zellen darstellt – also eine Art „Spiegelleben“1.

Risiken und Diskussionen

Nach anfänglichem Optimismus warnten die beteiligten Wissenschaftler später vor potenziell katastrophalen Folgen: Spiegelbakterien könnten, falls sie in die Umwelt gelangen, eine Pandemie auslösen oder sogar das bestehende Leben auf der Erde bedrohen. Die Sorge besteht darin, dass solche Organismen durch ihre Andersartigkeit für das irdische Leben unverdaulich und unkontrollierbar wären – sie könnten sich ausbreiten, ohne von natürlichen Feinden oder Abwehrmechanismen gestoppt zu werden12.

„Haben wir recht, sprechen wir über das Ende des Lebens auf der Erde“ – so drastisch formulierte es ein beteiligter Forscher2.

Allerdings gibt es auch Stimmen, die das Risiko relativieren: Spiegelbakterien könnten in der irdischen Umwelt schlicht verhungern, da sie keine passenden Nährstoffe finden. Erst wenn man ihnen gezielt Stoffwechselwege gibt, die Zugriff auf unsere Chiralität bieten, würde eine Gefahr entstehen2.

Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext

Die synthetische Biologie verfolgt das Ziel, biologische Systeme zu erschaffen, die in der Natur nicht vorkommen. Das umfasst auch spiegelverkehrte Organismen. Diese Forschung wirft grundlegende Fragen auf: Was ist Leben? Welche Verantwortung tragen Forscher, wenn sie „Neuerfindungen der Natur“ schaffen6? Die Debatte erinnert an andere bahnbrechende, aber risikobehaftete Technologien wie die Atomenergie5.

Fazit

  • Im Labor spiegelverkehrtes Leben zu erschaffen ist technisch möglich und wird aktiv erforscht16.
  • Solche Organismen wären biochemisch inkompatibel mit irdischem Leben, könnten aber bei entsprechender Ausstattung potenziell gefährlich werden127.
  • Die Risiken und Chancen dieser Forschung werden kontrovers diskutiert, sowohl unter Wissenschaftlern als auch in der Gesellschaft1256.

Die Entwicklung spiegelverkehrter Lebensformen steht sinnbildlich für die Chancen und Gefahren der synthetischen Biologie – und für die Frage, wie weit der Mensch in das Grundgefüge des Lebens eingreifen sollte.

Risiken von Spiegelbakterien für die menschliche Gesundheit

1. Umgehung des Immunsystems
Spiegelbakterien bestehen aus spiegelbildlichen Molekülen, die das menschliche Immunsystem nicht erkennen kann. Da unsere Abwehrmechanismen auf die Chiralität natürlicher Mikroorganismen eingestellt sind, könnten Spiegelbakterien unbemerkt in den Körper eindringen und sich dort vermehren, ohne dass eine effektive Immunantwort erfolgt124567.

2. Unkontrollierbare und potenziell tödliche Infektionen
Fachleute warnen, dass Infektionen mit Spiegelbakterien besonders schwer verlaufen könnten, da die üblichen Immunprozesse versagen. Dies könnte zu unkontrollierbaren, potenziell tödlichen Infektionen führen, da der Körper keine wirksamen Abwehrmaßnahmen hat24567.

3. Resistenz gegen Antibiotika und Viren
Antibiotika und Viren wirken meist nur auf die natürliche Chiralität von Bakterien. Spiegelbakterien wären gegen die meisten bekannten Antibiotika und Viren resistent, da deren Wirkmechanismen auf die „richtige“ Händigkeit angewiesen sind. Dadurch könnten sich Spiegelbakterien ungehindert vermehren45.

4. Schädigung durch Ressourcenraub und Gewebezerstörung
Spiegelbakterien könnten dem Körper wichtige Nährstoffe entziehen, Blutgefäße verstopfen oder andere Gewebeschäden verursachen, was im schlimmsten Fall zum Tod führen kann5.

5. Ungehinderte Ausbreitung
Da Spiegelbakterien keine natürlichen Feinde hätten und von den meisten Mikroorganismen nicht verdaut oder erkannt würden, könnten sie sich in Mensch, Tier und Umwelt ungehindert ausbreiten und stabile Populationen bilden45.

6. Globale Verbreitung und ökologische Risiken
Spiegelbakterien könnten über infizierte Menschen, Tiere oder Fracht weltweit verbreitet werden und als invasive Spezies neue ökologische Nischen besetzen, was weitreichende Folgen für Ökosysteme und die Gesundheit hätte5.

Fazit:
Spiegelbakterien stellen nach aktuellem Forschungsstand ein beispielloses Risiko für die menschliche Gesundheit dar, da sie das Immunsystem umgehen, gegen gängige Medikamente resistent sind und potenziell schwere, nicht behandelbare Infektionen auslösen könnten. Die Gefahr einer unkontrollierten Ausbreitung und globalen Verbreitung wird von zahlreichen Wissenschaftlern als erheblich eingeschätzt2457.

Dass Neugier zu den fundamentalsten Eigenschaften des Menschen zählt, ist bekannt. Sie ist der Motor, der uns seit jeher antreibt, die Welt um uns herum zu erkunden und Grenzen auszuloten. Historisch gesehen hat genau diese Eigenschaft bahnbrechende Entdeckungen hervorgebracht – vom Feuer über die Atomenergie bis zur modernen Medizin. Gleichzeitig ist die menschliche Neugier jedoch oft blind gegenüber langfristigen Risiken und Nebenwirkungen. Neue Möglichkeiten werden stets zuerst erforscht, ausprobiert und angewandt – und erst im Nachhinein fragt man sich oft, ob das wirklich klug war.

Ein weiterer Aspekt, der hierbei eine große Rolle spielt, ist die menschliche Tendenz zur Hybris, zur Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten und Kontrolle. Oft glaubt der Mensch, jede Technologie beherrschen und jede daraus resultierende Gefahr eindämmen zu können. Doch wie Beispiele aus der Geschichte zeigen – etwa die Atomkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima oder die Freisetzung invasiver Arten – ist genau das oft nicht der Fall. Gerade im Fall der Spiegelbakterien könnte genau diese Hybris fatale Folgen haben: Wissenschaftler argumentierten ursprünglich, Spiegelzellen könnten medizinische Therapien revolutionieren, da sie dem Immunsystem entgehen würden. Erst später realisierten sie, dass genau dieser Vorteil gleichzeitig das größte Risiko ist. Die Hybris des Menschen verhindert häufig, dass Risiken rechtzeitig erkannt oder ernst genommen werden.

Daher ist es leider wenig wahrscheinlich, dass die Menschheit in der Lage sein wird, aus reiner Vernunft die Erforschung der Spiegelbakterien zu stoppen. Die Neugier und das Streben nach Erkenntnis und Fortschritt sind einfach zu tief im Wesen des Menschen verankert, um auf lange Sicht Widerstand zu leisten. Zudem konkurrieren Forschungseinrichtungen und Staaten miteinander; niemand möchte sich technologisch abhängen lassen. Selbst wenn sich viele vernünftige Wissenschaftler international einig wären, dass die Erforschung von Spiegelzellen zu riskant ist, genügt es, wenn nur ein einziges Labor oder ein Staat diese Grenze überschreitet, um die Gefahr Wirklichkeit werden zu lassen.

Die Menschheit wird es vermutlich nicht schaffen, die Finger von der gefährlichen Forschung an Spiegelbakterien zu lassen. Zu stark sind die Kräfte der Neugier, zu groß ist die Selbstüberschätzung, zu mächtig ist der Wunsch nach technologischem Fortschritt. Es bleibt zu hoffen, dass wenigstens die Diskussion darüber intensiver geführt wird, bevor eine reale Gefahr entsteht. Doch angesichts der bisherigen Geschichte menschlicher Innovationen bleibt diese Hoffnung leider schwach.

Kuratiert von goelden.de

Technischer Bericht über Spiegelbakterien, Machbarkeit und Risiken

(Original engl.)

Redaktion

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